5 Orientierungspunkte, um Agilität im Unternehmen reifen zu lassen

Skalierung

5 Orientierungspunkte, um Agilität im Unternehmen reifen zu lassen

Agilität auf Teamebene hat sich mittlerweile in vielen Unternehmen bewährt. Nun werden Entscheider:innen mit diesem Thema auch auf Unternehmensebene konfrontiert.

Im Berater:innenalltag erleben wir es sehr häufig, dass Organisationen kurzerhand Frameworks wie SAFe oder LESS zur Methode der Wahl erklären. „Agilität nach einem bewährten Framework skalieren“, das klingt erstmal verlockend. Aber halt! Ging es bei Agilität nicht darum, in einer komplexen, nicht vorhersehbaren, uneindeutigen, sich ständig verändernden Welt bestehen zu können?

In einer Welt, in der die Zukunft nicht die lineare Fortsetzung der Gegenwart ist? Unsere Erfahrung als agile Berater:innen zeigt: In der heutigen Welt gibt es kein schlichtes Skalieren nach Schema F. Ein Framework allein reicht nicht.

Was es braucht und wie Sie lernen können, besser mit Komplexität wie auch Uneindeutigkeit in Ihrer Organisation umzugehen, haben wir in 5 Thesen für Sie zusammengefasst:

  1. Jede Organisation ist einzigartig
  2. Agilität muss reifen dürfen
  3. Vom Kleinen zum Großen
  4. Agilität braucht Mut zur Lücke
  5. Agile Leadership bedeutet den Rahmen für Selbstorganisation schaffen

Jede Organisation ist einzigartig

Mit seinen Produkten, seinen Werten und seinen Menschen ist kein Unternehmen wie das andere. Ein bestimmtes Framework als Einheitslösung kann daher nicht ausreichen, um Skalierung und Transformation in Ihrer Organisation erfolgreich zu etablieren. Das Framework muss viel mehr dem Unternehmen und seinen individuellen Bedürfnissen angepasst werden. Auf diese Weise kreieren Sie gemeinsam Schritt für Schritt einen Ansatz, der zu Ihnen und Ihrem Unternehmen passt und fördern damit gleichzeitig Vertrauen, Transparenz und Verständnis in Ihrem Team.
In unserer Beratungstätigkeit setzen auch wir auf Agilität und weniger auf den klassischen Consulting Ansatz, der eine bestimmte Lösung vorgibt. Denn auch wir kennen die ideale Lösung zu Beginn noch nicht. Agile Consulting bedeutet für uns, ohne vorgefertigte Antworten, gemeinsam mit unseren Kund:innen und deren Mitarbeitenden das passende Framework für die Organisation zu bauen.

Agilität muss reifen dürfen

Agile Transformation auf Unternehmensebene bedeutet Wandel – nicht nur strukturell, sondern vor allem auch kulturell. Denn Agilität braucht vor allem eine offene Haltung, die Komplexität akzeptiert sowie die Bereitschaft, sich einem fortwährenden persönlichen wie auch organisatorischen Reifeprozess zu stellen. Agilität nachhaltig auf Unternehmensebene zu etablieren kostet daher vor allem Zeit und Durchhaltevermögen. Als Berater:innen begleiten wir unsere Kund:innen bewusst in Situationen der Unsicherheit und helfen ihnen mit einem iterativen Ansatz, sich immer wieder den Herausforderungen sowie der Frustration zu stellen, die dieser innere Reifeprozess mit sich bringt.

Vom Kleinen zum Großen

Ein Fehler, den wir in der Praxis häufig beobachten, ist, dass Unternehmen versuchen, Frameworks wie SAFe oder LESS direkt über die gesamte Organisation zu stülpen und nach Lehrbuch abzuarbeiten. Die schmerzhafte Erkenntnis braucht nicht lange: Entweder das, was groß begonnen hat, schläft so schnell wieder ein, wie es gekommen ist, und der Versuch wird als gescheitert erklärt; oder es entsteht eine pseudo-agile Organisation, in welcher man sich mal besser und mal schlechter an das von der Geschäftsführung vorgegebene Framework hält, ansonsten aber nichts an der bisherigen Arbeitsweise ändert. Dies sind häufig Situationen, in welchen wir als Berater:innen in ein Unternehmen kommen – wenn der erste Versuch bereits gescheitert ist. An dieser Stelle wiederholen wir uns: „Agilität muss reifen dürfen“. Das bedeutet aber auch, dass sie schrittweise wachsen muss, weshalb es sich dringend empfiehlt, zunächst im Kleinen zu beginnen und zu lernen, um dann größer und größer zu werden. Wer im Kleinen startet, hat die besten Chancen, Agilität nachhaltig auf Unternehmensebene zu skalieren.

Agilität braucht Mut zur Lücke

Agilität auf Unternehmensebene bedeutet mehr Komplexität, weitere Überraschungen, eine Zunahme der Mehrdeutigkeit sowie zusätzliche Veränderungen. Das führt dazu, dass die Realität immer und immer wieder von dem zuvor zurecht gelegten Plan abweichen wird. Was es daher braucht, ist im ersten Schritt eine gehörige Portion „Mut zur Lücke“. Denn so einfach und sinnvoll es im ersten Moment erscheinen mag, eine vorgefertigte Lösung im Unternehmen auszurollen, so frustrierend kann es sein, wenn eben diese Methoden das Paradoxon zwischen agilen Strukturen und einer nicht-agilen Haltung zutage bringen. Umso wichtiger ist es, sich ohne in Stein gemeißelte Antworten auf eine agile Transformation einzulassen und Lösungsansätze wie auch Ideen von genau den Menschen erarbeiten zu lassen, die am besten wissen, was die Organisation braucht.
Für uns als Berater:innen bedeutet das in der Praxis, große Gruppen zusammen zu bringen, zu moderieren und zu coachen, um unterschiedliches Wissen sowie verschiedene Sichtweisen sichtbar zu machen. Auf diese Weise entsteht ein gemeinsames Bild, wie Agile Transformation für das jeweilige Unternehmen aussehen soll und welches der nächste Schritt auf dem Weg zum Ziel ist.

Agile Leadership bedeutet den Rahmen für Selbstorganisation schaffen

Agile Transformation und Skalierung auf Unternehmensebene bringt auch einen neuen Ansatz für Führung mit sich, was in vielen Organisationen ein großes Hindernis darstellt, jedoch ein elementarer Bestandteil für einen erfolgreichen Wandel ist. Führungskräfte geben nicht länger vor, wie Dinge zu tun sind. Sie schaffen Rahmenbedingungen, in denen sich Teams zur Selbstorganisation entwickeln können, Verantwortung übernehmen und Entscheidungen treffen. Sie leben Verhaltensweisen vor, die die Organisation inspirieren und motivieren, eine bessere Arbeitsweise zu verfolgen. Dies ist ein zentraler Bereich, der in der Praxis sehr oft unterschätzt wird, in den es sich aus unserer Sicht aber lohnt zu investieren. In vielen Organisationen beginnt die Transformation zunächst von oben, umso wichtiger ist es, dass Führungskräfte schnell mit gutem Beispiel voran gehen. Sie müssen als erstes agil denken und handeln. Individuelle Coachings und gegenseitiges begleitetes Feedback unter Führungskräften sind geeignete Instrumente, um das Umdenken auf Managementebene zu begleiten.

Fazit:

Um Agilität nachhaltig auf Unternehmensebene zu skalieren braucht es also nicht nur ein passendes Framework. Es braucht insbesondere den Mut, dieses Framework und die eigenen gewohnten Denkweisen ständig neu zu hinterfragen bzw. hinterfragen zu lassen. Nur dann wird Agilität zur jeweiligen Situation und zu den Menschen des Unternehmens passen.